Republik Mali 2001

Im Anschluss der parlamentarische Versammlung AKP - EU in Gabun hatte ich mit den Kolleginnen Karin Junker und Karin Jöns in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftung (FES) einen Fieldtrip durch Mali geplant. 

Wir informierten uns über Entwicklungsprojekte der Infrastruktur, Bildung, dezentrale politische Organisation und Friedenssicherung der Unruhegebiete im Norden. Frauenprojekte des Marie Schlei Vereins gegen Genitalverstümmelung, die weit verbreitet praktiziert wurde, AIDS und Familienplanung setzten wir ins Zentrum unseres Interesses.

Diese Hintergrundreise wurde eine wichtige Basis für eine spätere Friedensmission des EP um die rebellischen Stämme der Tuareg zu befrieden.

Für mich war es zudem eine Reise ins schwarze Herz Afrikas mit wunderbaren Menschen und faszinierender Kultur.

Zum Bild: Unter dem Palaverplatz in den Dogen Dörfern trifft man sich bei Streitigkeiten. Die Parteien dürfen erst gehen, wenn der Streit beigelegt ist.

Hauptstadt Bamako

Ich war zum wiederholten mal in Bamako. Augenscheinlich war das Land auf einem guten Weg.

Die Armut in den Straßen ging zurück, ich sah keine Leprakranken mehr. Die deutsche Botschaft und FES bestätigten diesen Eindruck. Große Probleme bereiten Mali die dezentrale Organisationen der Verwaltung. Kommunalpolitik ist unbekannt und Steuern werden nur sporadisch entrichtet.

Wie soll da ein Schulsystem funktionieren? Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ und der DED unterstützen in 34 Dörfern. Beim Besuch einer Primärschule machten wir uns ein Bild von der Ausbildung der Lehrkräfte und Grundbildung. Wie überall in Afrika ist Müllentsorgung ein Riesenproblem - Plastik und stinkender Abfall sind allgegenwärtig, die Umgebung der Städte sind übersät mit hässlichen unverrottbaren Plastiktüten.

Bamako hat ein Frauenmuseum, das mit dem Bonner Frauenmuseum kooperiert. Klar, dass wir das besuchten. Viel Schwerarbeit lastet auf den Frauen - hauptsächlich Landwirtschaft, Vermarktung und auch Straßenbau.

Kluge Entwicklungspolitik baut auf der Erkenntnis auf, dass Nachhaltigkeit nur über die Frauen erzielt wird. Erste deutsche Entwicklungsministerin war Marie Schlei (SPD), die ich persönlich kannte und schätzte. Nach ihrem Tod 1984 gründeten wir SPD Frauen (ASF) zu ihrem Gedenken einen gemeinnützigen Verein (NGO). 

Der Marie Schlei Verein hilft den Frauen. Hilfe zur Selbsthilfe ist die Devise. Ein Projekt, das wir sahen, waren einfache Methoden der Haltbarmachung. Hier zahlt der MSV Gestelle zur Trocknung von Gemüse. Wir sahen Tomaten, die unter einer Glasscheibe rasch die Flüssigkeit verdampften und dann gut gelagert werden können. Billig - effizient - wenig störanfällig. Die Frauen werden dann in lokaler und regionaler Vermarktung geschult und sind clever genug, um schnell das Familieneinkommen dauerhaft zu sichern und das Schulgeld für die Kinder aufzubringen. Hilf einer Frau und du hilfst der nächsten Generation. Von weiteren Projekten des Marie Schlei Vereins werde ich berichten.

landleben - Mopti - Niger

Gerade auf dem Land ist die Genitalverstümmelung bei fast allen Frauen verbreitet gewesen. Alte, angesehene Frauen verdienen ihren Lebensunterhalt und die gesellschaftliche Stellung durch die brutale Tradition. Sehr jungen Mädchen werden mit unhygienischen Rasierklingen oder Messern Klitoris und Schamlippen entfernt - ohne jegliche Betäubung. Frauen sollen keine Lust empfinden. Will man das Martyrium von den Frauen der nächsten Generation verhindern, muss man die alten Beschneiderinnen überzeugen. Sie brauchen neues Ansehen und neues Einkommen. Hier hilft der MSV mit Projekten. Die malische Projektleiterin, die wir in Segou trafen, wurde später Botschafterin ihres Landes in Berlin und bei den Vereinten Nationen.im Nachgang der Weltfrauenkonferenz 1995 wurde auch in Mali Genitalverstümmelung gesetzlich verboten. Im EP ergriff ich verschiedene Initiativen und verfasse Berichte. Dazu an anderer Stelle mehr ...

Mali ist ein armes Land  der Sahelzone. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Ohne Wasser geht nichts. Deshalb spielt  sich alles Leben  um und an der Lebensader Niger statt. Wenige Touristen verlaufen sich hierhin. Überall fanden wir freundliche Aufnahme und zurückhaltendes Interesse. Ein Cadeaux - ein Geschenk - für die Kinder war jederzeit willkommen. Wir hatten reichlich Stifte und wenig Bonbons im Gepäck.

Dogon - falaisse de Bandiagara - Djenne

Die Weiterfahrt zum Dogonland ist äußerst vielfältig und durch großartige Natur geprägt. Die Baobab Bäume sind der Wohnsitz der Ahnen sagen die Menschen und eine große Harmonie liegt auf der Landschaft. Die Schwarzafrikaner bewahren ihre Kultur und Traditionen mündlich.

Die Dogon Kultur ist besonders faszinierend und hat viele Forscher begeistert. Das  Oberhaupt der Dogen wird auf Lebenszeit gewählt. Er wird dann heilig, wird fortan Hogon genannt und darf den Boden nie wieder berühren. Mit deutscher Unterstützung wird die Architektur der Dogen dokumentiert. Auch die altislamische Bibliothek in Timbuktou, nach dem deutschen Forscher Heinrich-Barth-Haus wurde gefördert. Bei den Unruhen 2013 zerstörten Fundamentalisten dieses Weltkulturgut.

Die Falaisse des Bandiagara zeigen uns wieder eine neues Gesicht Afrikas. Heute lebt dort das Volk der Telem, früher lebten dort Pygmäen. In den Felsenhöhlen gebaut finden sich Grabstellen, die von den heutigen Bewohnern respektiert und geehrt werden. Ein Dorfbewohner war gestorben und alle befanden sich in Vorbereitung für ein großes Begräbnisritual. Dazu wurde eine Kuh geschlachtet. Auch hier wird der Fuchs=Renard verehrt. Der Hogon bringt Opfergaben dar und je nach dem wie der Fuchs nachts das Opfer abholt, wird eine Weissagung ausgesprochen .. naja.

Kurzfristig mußten wir unser Programm ändern auf dem Weg nach Djenné, mit der aus Lehm erbauten großen Moschee. Das Weltkulturerbe durften wir nicht betreten, weil im Vormonat eine Gruppe Franzosen mit Modells und großem Spektakel in der Moschee Werbeaufnahmen geschossen hatten. Respekt vor der Kultur ist nicht jedermanns Sache.. Wer die Achtung nicht aufbringt, sollte zuhause bleiben. Außerdem war Feiertag zum Sturz des Moussa-Regimes am 26.03.1991. Im Anschluss daran hatten die ersten freien Wahlen in Mali stattgefunden. Die Demokratie war jung und fragil.

Durch die Programmänderung war unsere Hotelbuchung hinfällig. Mit Mühe fanden wir gegen Mitternacht eine afrikanische Herberge - Strom gab es nur von 23h bis 5h morgens, Raumtemperatur um die 40°. Auf dem Rückweg besuchten wir weitere Frauenprojekte. Auch die LAG Mali ist in einigen Dörfern aktiv. Die Nichtregierungsorganisation (NGO)  ist in Bayern aktiv. Wer helfen möchte, findet unten mehr. Wir besuchten eine Frauensparkasse, wo mit der Vergabe von Mikrokrediten Kleinstunternehmen entstanden. Diverse Brunnenbauprojekte sind verwirklicht worden. Auch Heilpflanzenanbau ist sehr erfolgreich.

Zum Abschluss hatte die FES ein Treffen mit dem Parlamentspräsidenten Professor Diallo arrangiert. Unser Freund Diallo, den wir auf vielen AKP-EU Treffen schätzen gelernt hatten, rundete unsere Informationen und Eindrücke ab. Prof. Diallo war zum Präsidenten des Westafrikanischen Parlamentes gewählt worden, das nach dem Modell des EP angelegt war. Nach einer Pressekonferenz nahmen wir noch ein gemeinsames Abendessen als Gäste der Familie Diallo ein. Er begleitete uns zum Airport zum mitternächtlichen Rückflug nach Paris.

Empfehlung:

GEO Special WESTAFRIKA  gibt gute Hintergrundinformationen.

Marie Schlei Verein  "Frauen helfen Frauen" http://www.marie-schlei-verein.de

LAG Mali http://www.lag-malihilfe.de

FES Mali http://www.fes.de/afrika/content/web/mali.html

Frauenmuseum Bamako http://www.museedelafemme.com

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