Hexenverfolgung

bild: Foto: , Lissy Gröner, Hexenverfolgung

Die Frauenbewegung in den 70er und 80er Jahren hat sich intensiv mit der Hexenverfolgung beschäftigt. Wir deckten Machtstrukturen auf und versuchten sie zu durchbrechen. Eine echte Aufarbeitung steht bis heute aus. Sowohl kirchliche, als auch weltliche Institutionen verdrängen bis heute eine Anerkennung der Opfer und eine Entschuldigung.  Vereinzelte Ansätze beruhen meistens auf dem Engagement von Einzelpersonen. Es wird höchste Zeit, genau hinzuschauen, wie sich handfeste wirtschaftliche Interessen, gemischt mit diffusem Aberglauben, Neid und Missgunst gegen die Opfer von Hexenverfolgung  in rund zwei Jahrhunderten in Europa auswirkten. Was waren die ideologischen, religiösen und gesellschaftlichen Motivationen für die Inquisition und was wirkt davon bis heute nach?

1986 erschien Erika Wisselincks Buch "Hexen" -  warum wir so wenig von ihrer Geschichte erfahren und was davon auch noch falsch ist. 

In Franken trieb das Hexenunwesen besonders grausame Blüten und der Aberglaube ließ Dorfbewohner bis in die Hälfte des letzten Jahrhunderts "eigenwillige" Frauen als Hexen denunzieren.

Ein "Unthema" in der "seriösen" Wissenschaft bleibt die Hexenjustiz bis heute. Verdrängung ist das gängige Muster.

Kürzlich stieß ich auf eine Facebookgruppe, die Rehabilitation für die Opfer von Hexenwahn fordert. Ich denke, wir sind es den Millionen Opfern - zu 90% Frauen - schuldig, eine Rehabilitierung endlich anzugehen.

(Das im Buch gefundene Lesezeichen brachte mich zum Kichern.) 

 

Hexenverfolgung in Franken im 16.-18. Jhdt

Autorin Grießhammer , Historikerin   

Bild: Teufel entführt eine schreiende Frau, eine "boshaftige zawberin", um mit ihr als Hexe zu buhlen und einen Bund zu schließen. Holzschnitt, Schedelsche Weltchronik, Nürnberg, 1493Bild: Teufel entführt eine schreiende Frau, eine "boshaftige zawberin", um mit ihr als Hexe zu buhlen und einen Bund zu schließen. Holzschnitt, Schedelsche Weltchronik, Nürnberg, 1493

Auch wenn zu den Hexenverfolgungen in manchen Gegenden Deutschlands, z. B. am Rhein, im deutschen Südwesten und im Süden Bayerns bereits gründliche Forschungen vorliegen, sind in Franken noch weite Gebiete der historischen Verfolgung kaum berücksichtigt geblieben.

 

Obwohl nachweislich in den drei Hochstiften Frankens Bamberg, Würzburg und Eichstätt europaweit die schlimmsten Hexenverfolgungen zwischen ca. 1600 und 1631 stattfanden und massenhaft unschuldige Frauen, Männer und Kinder als Hexen und Hexer grausam hingerichtet wurden, bleibt bis heute in der historischen Forschung vieles im Dunkeln.

 

Mehr http://www.hexen-franken.de 

HEXENVERFOLGUNG WELTWEIT - AUCH HEUTE NOCH

Wie hochaktuell das Aufleben von Hexengerüchten ist, zeigt die jüngste Entwicklung in Westafrika. Von der Bevölkerung wird kolportiert, dass Hexen  für die Ausbreitung des Ebola Virus verantwortlich seien, und nur der witchdoctor und traditionelle Medizinmann helfen könne. Das Sterben ist vorprogrammiert und  die schuldigen Hexen dazu schnell ausgemacht!

Die Geschichte wiederholt sich ...


siehe Spiegel Online

  • http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ebola-in-sierra-leone-hexengewehre-und-andere-ebola-geruechte-a-986086.html
  • Foto Petra A. Killick 
    Die Autorin Dorcas Spitzhorn arbeitet seit 2010 als Fachkraft für Entwicklungszusammenarbeit für den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), Brot für die Welt und den Zivilen Friedensdienst (ZFD) in Westafrika. 


Laut Amnesty International und Wikipedia wurden im Jahr 2013 insgesamt 87!!! Todesurteile in Saudi-Arabien für HEXEREI ausgesprochen und vollstreckt, dass bekannteste Opfer: Amina bin Salem Nasser aus Jawf, eine Apothekerin, die verdächtigt wurde ihre Arzneimittel verzaubert zu haben um Leute zu töten...

Ansonsten vermeldet Amnesty International auch, dass es insgesamt ~520 Todesurteile im Jahr 2013 in Saudi-Arabien gegen Homosexuelle, Ehebrecherinnen (ausschließlich Frauen) und Atheisten, sprich Leute, die vom Islam abtraten gab. Welch traurige Bilanz 

http://en.wikipedia.org/…/Public_executions_in_Saudi_Arabia…

Bemerkenswert, wie sich die letzte Inquisitionsbehörde - die Katholische Glaubenskongregation - bis heute verhält! 1979 wurde Hans Küng die Lehrbefugnis entzogen,damaliger Chef Kardinal Josef Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. Die Wissenschaftlerin Regina Ammicht Quinn wurde zweimal als Professorin für katholische Theologie berufen um dann in letzter Minute doch nicht zum Zug zu kommen.

Die Akteneinsicht wird ihr verweigert ...

 

 

... Jetzt auch in Print ... Das meine ich mit Aufarbeiten! Zum Blog Artikel http://www.oneworld4all.de/2014/10/08/hexenverfolgung/

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Das meine ich mit Aufarbeiten! 


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Kommentare: 11
  • #1

    Lissy Gröner (Mittwoch, 08 Oktober 2014 22:32)

    Aktueller Artikel der Zeit Online
    http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/03/hexen-inquisition-teufel

  • #2

    Ralph Hoffmann (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:29)

    Ralph Hoffmann Mein kleiner Beitrag dazu:

    Ich empfehle da auf das Heftigste dieses Buch: abine Weigand: Die Seelen im Feuer. Historischer Roman. Frankfurt am Main: Krüger Verlag, 2008, 528 S., ISBN 978-3-8105-2663-2 Ein Historienroman von einer absolut taffen und historisch versierten Frau, die ich bei einer Lesung im KUNO kennen gelernt hatte. Für mich eines der besten Historienromane bzw. Bücher, die ich je gelesen habe. Der wird gerade für das TV (ARD, meine ich) verfilmt.

    Und: Es gibt wohl einen Antrag der Grünen Stadtratsfraktion in Bamberg auf Rehabilitation, der ungefähr vor 2 Jahren gestellt wurde. Weiß aber nicht, was daraus geworden ist. In Nürnberg wurde dieser Antrag ausdrücklich nicht gestellt, weil wir - sehr zum Unmut vom Fürstverbrecherschorsch in Bamberg - die geflohenen Hexen aufgenommen haben. In Nürnberg selbst gab es nur ein oder zwei Hexenprozesse, und ich meine, dass die ohne Verurteilung ausgingen, aber das kann ich nochmals klären.

    Liste der Rehabilitationen findest du auch unter https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Deutschland Da hab ich grad nachgesehen, was aus Bamberg wurde. Scheinbar haben die das nicht durchgebracht. Aber sie bauen wohl in Bamberg den Kerker "Malefizhaus" wieder auf nach historischen Vorlagen, die die Sabine Weigand recherchiert hatte.

    Doch noch was gefunden: Die Freien WÄhler Bamberg haben (auch) den Antrag gestellt: http://www.anton-praetorius.de/.../Bamberg%20Antrag...

    Und der komische und homophobe Erdbeerschorsch Schick aus Bamberg hat August 2012 aufgrund des Medienhypes damals die Hexen aus katholischer Sicht rehabilitiert.

    Schönen Gruß aus Franken vom Trudner Ralph

  • #3

    Lissy Gröner (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:31)

    Lissy Gröner Hier ein You Tube Video über das Malfizhaus in Bamberg. Virtuell wird die geplante Vernichtung aller nicht katholischen Gedanken durch den Fürstbischof dargestellt - planmäßige Vernichtung ... Da klingen alle Alarmglocken!! Nichts anderes als Endlösung , Taliban, IS - religiöser Fanatismus halt gepaart mit Macht- und Habgier. http://youtu.be/T69ppeMCHAI

    Das "Hexen-Gefängnis" der katholischen Inquisition - Architektur und Funktion.mov
    Dieses Video zeigt die perfide Architektur einer, von langer Hand...
    YOUTUBE.COM

  • #4

    Ralph Hoffmann (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:35)

    Ralph Hoffmann Doch eine kleine Ergänzung dazu: Habe gerade bei der Recherche zum Thema Hexen und Nürnberg eine interessante Seite gefunden, wiraus hervorgeht, dass Nürnberg zwar nur sehr wenige Hexen ermordet hatte, aber dennoch über 6ß angebliche Hexen bestraft hatte. S. http://www.hexen-franken.de/.../evangelische.../nürnberg/

    Die Seite habe ich mir gerade näher angesehen. Sie stammt von Birke Grieshammer, die ich persönlich gut kenne und die da sehr versiert, wenn auch in der allgemeinen Hexenforschung umstritten, an die Sache rangeht. Die Seite selbst finde ich sehr gut und informativ aufgemacht und v.a. sehr gut geordnet. Ich denke, da wirst du bezgl. Franken sehr sehr weiterkommen. s. http://www.hexen-

  • #5

    Andrea Kaehler (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:42)

    Andrea Kaehler Ich habe Geschichte studiert und auszüge aus dem Hexenhammer analysiert. Den Frauen wurde unglaubliche grausame Ungerechtigkeit angetan, selbst wenn der Papst persönlich sich entschuldigen würde, würde es nicht das große unrecht ungeschehen machen. Männer, die sadistisch veranlagt waren, Priester angeblich genannt konnten ihre Perversionen religiös legitimieren und die Frauen danach seelenruhig verbrennen. Wenn es je einen Teufel gab, dann befand er sich unter diesen angeblichen kirchenmännern. Noch heute behandelt die katholische Kirche die Frauen nicht gerecht. Es gibt immer noch keine Priesterinnen und keine Abschaffung der unnatürlichen Abstinenz!

  • #6

    Cornelia Östreich (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:46)

    Cornelia Östreich "Beschäftigt" nicht im politisch-feministischen Kontext - aber im Rahmen von Schulunterricht natürlich stets und ständig. Auch wenn die Zeit sehr weit entfernt scheint, ist das Interesse vor allem bei Schülerinnen sehr ausgeprägt. Sie fragen sich - mit Recht -, wie Frauen, im Wesentlichen allein aufgrund ihres Geschlechts, derart dämonisiert und verfolgt werden konnten. Und ich finde auch, unsere Gesellschaft ist ihnen auf diese oftmals bange Frage immer noch eine Antwort schuldig!

  • #7

    Oskar Krause auf FB (Donnerstag, 09 Oktober 2014 14:50)

    Oskar Krause Geh mal bei FB auf Hexenbrenner Museum und auch in Zeil ( Unterfranken) gibt es eine Gedenkstätte als Museum

  • #8

    Stefanie Diana Sterl (Sonntag, 12 Oktober 2014 20:12)

    Stefanie Diana Sterl Ich habe mir gerade die Kommentare unter: https://www.facebook.com/groups/335890379095/?ref=ts&fref=ts durchgelesen und z.B. an Silvia Pohls Reaktion ganz deutlich gemerkt, dass sie die Intension einer Rehabiliation absolut NICHT verstanden hat. Es ging bei der Hexenverfolgung nicht nur um die " Ignoranz von kirchlicher und weltlicher Macht" (wie Du schon beschrieben hast), sondern auch primär um soziale Ausgrenzung und Mobbing von Minderheiten. Die angestrebe, ethische Rehabiliation ist (wie hier schon mehrfach erwähnt wurde) ein "Statement" gegen diese besagten Problematiken und vor allem gegen die Ungerechtigkeit sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Opfer werden von ihrer Schuld freigesprochen und erlangen dadurch ihre Würde zurück, die heuztutage immerhin unantastbar sein sollte...

  • #9

    Karl Heinz Hastra (Sonntag, 12 Oktober 2014 20:15)

    Leider kann ich der Frau Pohl nicht direkt Antworten auf der Sozi Seite. Erstens waren die meisten sogenannten Hexenprozesse im der sogenannten jungen Neuzeit 17. und 18. Jahrhundert ergo nicht im finsteren Mittelalter.

  • #10

    Stefanie Diana Sterl (Montag, 13 Oktober 2014 18:26)

    Ich bin stolz, eine Sozialdemokratin zu sein! Ernsthaft, ich bin gerade TOTAL baff...

    "Die WürzburgSPD spricht sie noch einmal deutlich für den Teilerhalt des Mozartschulgebäudes und eine reine städtische Nutzung aus und fordert ein zentrales Mahnmal für die Würzburger Hexenprozesse. " OHO!!!!!!!

    ://www.wuerzburgerleben.de/2014/10/13/muchtar-al-ghusain-neuer-vorsitzender-der-wuerzburgspd/

  • #11

    Lissy Gröner (Samstag, 13 Dezember 2014 17:22)

    Offener Brief zum geplanten Hexenmahnmal in Bamberg
    An den Oberbürgermeister der Stadt Bamberg Herrn Andreas Starke
    An den Bürgerverein Bamberg Mitte e.V.
    An die KünstleInnen Miriam Gießler und Hubert Sandmann
    g

    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Starke!
    Sehr geehrte Damen und Herren des Bürgervereins Bamberg Mitte!
    Sehr geehrte Frau Gießler, sehr geehrter Herr Sandmann!

    Hiermit übersenden wir Ihnen unsere Kommentare zum geplanten Hexenmahnmal in Bamberg und bitten um Berücksichtigung.
    Infos zum Entwurf:
    http://www.bvm-bamberg.de/…/presseerklaerung_hexenmahnmal.p…
    Neuer Zeitungsartikel zum Thema:
    http://www.derwesten.de/…/kettwiger-gestalten-hexenmahnmal-…
    Mit freundlichem Gruß
    Hartmut Hegeler
    Lissy Gröner, Mitglied des Europäischen Parlamentes (1989-2009)
    Karl Heinz Hastra
    Traudl Kleefeld
    Dr. Erika Haindl
    Birke Grießhammer, Historikerin und Autorin
    Ingrid Möller-Münch
    Martin Schiwy
    Manfred Böckl, Schriftsteller
    Wolfram P. Kastner
    Siegfried Franzen
    Otto Sigg