Brüssel - die Internationale

Foto Miriam Makeba http://www.flickr.com/photos/9967007@N07/6580952677/in/photostream/
Foto:Tom Beetz CC-BY

 

 

RIP

 

Miriam  Makeba 

 

verstarb am 9.November 2008

während eines Konzertes gegen die

Camorra in Italien.

In Belgien hat das Prinzip "Leben und Lebenlassen" höheren Stellenwert als in Deutschland. Aus allen Teilen der Welt suchen dort viele MigrantInnen  Zuflucht. Darunter finden sich auch Prominente, wie die Südafrikanerin Miriam Makeba. Sie fand als Symbolfigur der schwarzen Befreiungsbewegung zu Zeiten der Apartheit und politischer Verfolgung in SA  in Brüssel  in den 80er Jahren Asyl.
Am 4. März 2002 zu ihrem  70. Geburtstag gab sie ein Konzert im   Palais des Beaux Arts - BOZAR. Ich hatte das Glück und das Privileg dabei zu sein. Es war sehr bewegend, als die große Künstlerin sich beim Brüsseler Publikum  bedankte für die Aufnahme in der Stadt, denn als die Schergen des Apartheissystems sie aus Afrika vertrieben hatten, war sie noch nicht die Symbolfigur "Mama Afrika". Das Konzert bleibt mir ein unvergessliches Erlebnis. Miriam Makeba sang und sprach auch für die unzähligen Menschen, die  ohne Aufenthaltsstatus nach Brüssel kamen, heimatlos und verfolgt um warb um Unterstützung für sie. 
Im Memoriam einer großen Künstlerin und Kämpferin für die Menschenrechte.
Rund eine von 3 Millionen Millionen Einwohnern Brüssels sind nicht Belgier! Und das betrifft nicht nur die "Eurocrowd", wie der Tross der Beschäftigten in und um die Europäischen Institutionen scherzhaft genannt wird. Die NATO hat ihren Sitz hier und alle Unternehmen,  die Interessen auf dem europäischen Markt vertreten, sind in Brüssel ansässig. Dazu kommt das Heer von Diplomaten! Deutschland ist mit drei Botschaften vertreten: die erste zum Königreich Belgien, die zweite zur Europäischen Union und die dritte zur NATO! ... Hochgerechnet mit Personal auf alle Auslandsvertretungen kommt da eine ganze Menge Diplomatisches Corps zusammen! 
 
Angehörige aus den ehemaligen Kolonien Belgiens leben in Brüssel ebenso wie Flüchtlinge aus allen Krisengebieten der Welt. Ethnische Gruppen wohnen oft zusammen in bestimmten Stadtteilen mit dem entsprechenden kulturellen Umfeld. Ins Auge sticht dabei die Vielfalt der Restaurants. Ein Straßenzug wirbt mit arabischen Teestuben, ein anderer mit  vietnamesischen und Thai-Restaurants, im nächsten fühlt man sich nach Afrika versetzt. Brüssel hat mit ca 5000 Restaurants die ethnisch vielfältigste Restaurant-Szene Europas.
Die Weltausstellung 1958 bescherte Brüssel das Wahrzeichen Atomuim
Menschen aus aller Welt leben friedlich miteinander in Brüssel.
Sie bilden eine vielsprachige multikulturelle Community mit mehr oder weniger Kontakt untereinander. 
Zahlreiche MigrantInnen engagieren sich in der Kommunalpolitik. In Belgien besteht  Wahlpflicht - das aktive und passive Wahlrecht wird sehr rege beansprucht.
Bild: Foto: Lissy Gröner Brüssel International
Alle zwei Jahre erobern die MigrantInnen in einer großen, bunten Parade  das Zentrum Brüssels, der Zinneke-Parade. Leute aus den diversen Stadtteilen bilden  Gruppen und bauen sich unter einem Thema lustige Kostüme und teils aufwändige Wagen, wie im rheinischen Karneval, jedoch mit sehr eigenem Charakter und mit viel Musik. Zinneke war als Angebot für Integration von der Stadtführung geplant. Heute ist Zinneke ein Publikumsmagnet, der sowohl die Stadtbevölkerung als auch  BesucherInnen der belgischen Hauptstadt begeistert.
In einem Straßencafé traf ich bei  Zinneke fröhlich, mit einem Glas Wein in der Hand, sowohl den Bürgermeister Freddy Tielemanns als auch Regierungsmitglied Laurette  Onkelinx ...
Leben und Leben lassen, eben  ...

Hart boven Hard ist frei übersetzt:

Herz vor Schmerz

Hier treffen sich Einzelpersonen und Organisationen um für ein Zusammenleben und Solidarität im Alltag Zeichen zu setzen.

Die Zinneke-Parade findet ja nur alle zwei Jahre statt - Hart boven Hard ganzjährig!   Besser lassen sich kulturelle Vielfalt, Kosmopolitismus und funktionierende Nachbarschaftsstrukturen nicht zum Ausdruck bringen - und so ist die Zinneke-Parade sowohl als künstlerisches als auch als gesellschaftliches Projekt aufzufassen. Auf „brüsselerisch“ bezeichnet Zinneke zum einen die kleine Senne, den Fluss der Brüssel umgab, und zum anderen einen Straßenköter, dessen Schicksal oftmals in selbiger endete. Im übertragenden Sinne bezeichnet Zinneke, jemanden „von undefinierbarer Herkunft“ als Ausdruck des multikulturellen Mosaiks der belgischen Hauptstadt.

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