Europa ist mehr als Butterberge ...
Europa startete mit der Montanunion als Wirtschaftsgemeinschaft und sollte den Frieden stärken. Seit 1979 wurde das Europäische Parlament EP direkt gewählt.
Von 1989 bis 2009 gestaltete ich als Abgeordnete diesen Weg mit. Von 12 Mitgliedern wuchs die EU auf 25 als ich das EP verließ und die Erweiterung geht weiter ..
Europa ist vielfältig - seht selbst...
SPD Bezirksvorsitzender Carsten Träger, MdB überreicht die Ehren Urkunde an Lissy Gröner und bedankt sich im Rahmen des SPD Unterbezirksparteitages für ein Lebenswerk.
In ihrer Laudatio würdigte Helga Pavlicek damalige Bezirksvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ihre langjährige politische Weggefährtin Lissy Gröner.
"Das sei gar nicht so einfach, 45 Jahre politischer Arbeit vom Eintritt in die SPD 1971 über die Arbeit in der Friedens- und Frauenbewegung, 20 Jahre im Europaparlament und unzähligen Initiativen bis heute zusammenzufassen.
Wie ein roter Faden galt dein Einsatz dem Frieden, mehr Gerechtigkeit und Solidarität vor allem für Frauen und Kinder ."
1996 wurde ich von dem XVI. Kongress der Fraueninternationale in New York in das Präsidium gewählt. Die Vertretung der Region Europa fiel damit in meine Zuständigkeit. Das war insofern eine kluge Entscheidung, weil die SPD in der Sozialistischen Internationale, die größte Frauenorganisation, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ASF, repräsentiert. Zusätzlich konnte ich als gleichstellungspolitische Sprecherin der SPE Fraktion im Europäischen Parlament viel besser netzwerken und unsere Gleichstellungsforderung noch besser transportieren. Die Kampagnen, die wir in Europa anstießen, zu Beispiel "Stoppt Gewalt an Frauen" - "Stop violence against women" wurden im globalen Kontext übertragen und auf spezifische Länderprobleme zugeschnitten. Das schreibt sich schnell, aber dahinter verbargen sich oft sehr langwierige Verfahren. Die SIW hat kaum finanzielle Recourcen und es galt allerhand Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Lest selbst ...
SELBSTBEZOGENHEIT – SELBSTBEWUNDERUNG
– EGOISMUS
Narzisstische Wesenszüge , das sind überhöhte Anspruchshaltung, unkritische Selbsteinschätzung, ausnützerische und egoistische Einstellung, Neid und Überheblichkeit, nehmen
offenbar zu in unserer Zeit und Gesellschaft.
Noch folgenschwerer wird es dann, wenn es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt: selbstgefällig, dünkelhaft, aufgeblasen, wichtigtuerisch, großspurig; dabei unrealistisch überzeugt von eigenen Eigenschaften wie Erfolg, Macht, Scharfsinn, Schönheit oder gar idealer Liebe. Dazu weitere Belastungen wie Gier nach übermäßiger Bewunderung und unbegründete Erwartungen, als etwas Besonderes behandelt zu werden. Außerdem die Tendenz, andere auszubeuten, insbesondere was Beziehungen , beispielsweise Partnerschaft, Familie, Freunde, aber auch Finanzen, Position u.a. anbelangt. Gegebenfalls sogar ein unverständlicher Mangel an Mitgefühl, Zuwendung und Hilfsbereitschaft, dafür neidisch und manchmal sogar bösartig eifersüchtig. Kurz: eine Belastung besonderer Art.
Bei dieser Aufzählung fallen einem grundsätzlich ein oder mehrere Beispiele ein. Kein Wunder: Auch diese Menschen nehmen offenbar zu.
Diese Analyse stammt nicht etwa von mir, sondern von dem anerkannten Experten
Prof. Dr. med. Volker Faust von der Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit
Mit dem Deutschen Frauenrat DFR, dem Dachverband aller Frauenorganisationen
in Deutschland, verband mich eine lange Zusammenarbeit. Die damalige DFR-Vorsitzende Inge von Bönninghausen und Gertrude Mongella,
Generalsekretärin der Weltfrauenkonferenz 95 aus Tansania
unterstreichen hier die Forderungen der Weltfrauenkonferenz von Peking 1995. Der weltweite Aktionsplan definiert Ziele in 10 Kernbereichen zur Frauenförderung. Die Regierungen der 189
Teilnehmerländer hatten sich darin verpflichtet zur Umsetzung nationale Aktionspläne zu erarbeiten. Die Stimme der Frauenverbände und Nichtregierungsorganisationen NGOs waren hierbei für mich sehr wichtig, denn ich war Berichterstatterin des EP für die Weltfrauenkonferenz
und seit Jahren involviert und dieser Arbeit..
Ausführlicher berichte ich darüber an anderer Stelle bei FRAUEN und INTERNATIONAL
Der Intendant des WDR Fritz Pleitgen verleiht 2005 im EP in Straßburg in Anwesenheit von Bundeskanzler Gerhard Schröder den Medienpreis CIVIS. "Gerade wir müssen außerordentlich vorsichtig mit Sprache und Bildern umgehen, um Vorurteilen, Diskriminierung und dem Schüren von Konflikten entgegen zu wirken. Wir haben dabei bereits beachtliche Fortschritte gemacht, aber es muss noch mehr getan werden", sagte Pleitgen. Er warnte davor, Probleme bei der Integration von Zuwanderern zu übersehen. "Integration in Europa läuft mal gut, mal schlecht, deshalb müssen wir hinschauen und die Probleme nicht mit falsch verstandener Toleranz zudecken.
Die Sozialistinnen suchten nach Antworten in einer Welt in der Krise. Das Ende der Armut sollte beschworen werden, Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper und Kampf gegenüber der Gewalt an Frauen rückten in den Mittelpunkt der Arbeit.
Anita Gradin aus Schweden wird zur SIW - Präsidentin (1986-92) gewählt und Maria Jonas von der SPÖ aus Österreich zur Generalsekretärin.
Europäische Kulturpolitik ist Vielfalt.
Noch weniger Budget als in den Mitgliedsländern hat die Europäische Union für Kultur, dennoch gibt es viele gute Initiativen.
Die Jugend- und Bildungsprogramme sind sehr erfolgreich und haben bereits Hunderttausende junger Menschen erreicht. Sehr bekannt sind mittlerweile die europäischen Kulturhauptstädte ... Das Programm Media erreicht die Filmschaffenden, Hilfen für Übersetzungen und Sprachvielfalt beschäftigten uns.
Vor allen Dingen die rasante Entwicklung der elektronischen Medien mit allen Aspekten der Medienkonzentration und Gestaltung der Rahmenbedingungen im Internet sind ein heißes Eisen europäischer Kultur- und Industriepolitik.
Dr. Udo Reiter hinterlässt mit seinem Tod eine starke Botschaft, ja ein Vermächtnis!
"Wer mit seinem Leben abgeschlossen hat, soll sich nicht vor den Zug werfen müssen. Das meinen auch 70 Prozent der Deutschen, die sich für ein ein Recht auf eine menschenwürdige Beendigung des Lebens aussprechen. Ein Plädoyer für das Recht auf selbstbestimmtes Sterben." sagte Reiter.
Diesem Plädoyer stimme ich voll zu und schreibe unten meine Gedanken hierzu. Die Entscheidung wann ich mein Leben nicht mehr weiterleben möchte und wie ich es gegebenenfalls mit Würde abschließen kann, will ich mit dem Arzt/ Ärztin meines Vertrauens und den engsten Angehörigen selbst treffen können. Lissy Gröner
Die Anforderungen an örtliche VolksvertreterInnen sind vielfältig. Mir haben diese Termine immer viel Spass gemacht . Wir Europaabgeordnete haben keinen Wahlkreis, wie die MdBs und MdLs. Als eine von wenigen Sozialdemokratinnen in Bayern, die über die Bundesliste ins EP einziehen, hatten wir eine interne, regionale Zuständigkeit vereinbart. Mir fiel ganz Nordbayern zu, praktisch von Aschaffenburg bis Hof und hinunter bis Weißenburg. Später als wir Sozis im EP nur noch zu zweit waren, wurde das Gebiet noch größer.
Hier beim Kirchweihumzug in Neustadt marschierten MdB Christian Schmidt, CSU, MdL Heinz Stöckel und MEP Lissy Gröner, SPD.
Mit dem damaligen Vorsitzenden des Kreisjugendrings Nürnberg, Stefan Doll (heute DGB Chef) und der Stadträtin Dr. Anja Prölß-Kammerer (heute SPD Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Nürnberg) besuchte ich das Museum Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände am Dutzendteich in Nürnberg. Es zeigt eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, die Monumente von Hitlers Wahn der "Herrenmenschen". Unweigerlich fragt man sich, wo es hingeführt hätte, wenn dieser Wahn Erfolg gehabt hätte ... Noch heute zeugen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Süden Nürnbergs gigantische Baureste vom Größenwahn des nationalsozialistischen Regimes. In der unvollendet gebliebenen, für 50.000 Menschen ausgelegten Kongresshalle befindet sich das Dokuzentrum . Die Dauerausstellung "Faszination und Gewalt" befasst sich mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Viele Schulklassen gehen dort ein und aus. Wie sollen Jugendliche das Unbegreifliche des Nazi Terrors als Bedrohung für die Demokratie sehen, wenn sie nur auf Papier gewarnt werden...
Unsere Renate Schmidt, SPD Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 1994 und 1998 informierte sich in Neustadt/ Aisch über aktuelle Probleme der Kreisstadt. Bürgermeister Dr. Wolfgang Mück und der spätere Nachfolger Klaus Meier erläutern Renate Schmidt die sozialdemokratischen Vorschläge unter den aufmerksamen Augen der Bevölkerung. Klar, dass die örtlichen KandidatInnen eingebunden sind.
Zuweilen werden besondere Qualifikationen von Abgeordneten erwartet! Trinkfestigkeit gehört dazu. Gerade in Franken ist ein Besuch der Kerwa, also den örtlichen Volksfesten, gleichsam Pflicht.
Manche Zeitgenossen erwarten von ihren Vertretern dann auch Freibier. Meine Antwort auf derartige Forderungen war meistens: Ich möchte durch Argumente überzeugen. Wer will, dass es darum geht, wer das meiste Freibier ausgibt, müsse inkauf nehmen, dass die Republik von den Braumeistern regiert werden ... na denn ... Prosit ...!
Die Bauindustrie und die privaten Brauereien waren uns EuropaparlamentarierInnen sehr dankbar, weil wir das "Bayrische Reinheitsgebot von 1516" gerettet hatten und als europaweites Lebensmittelschutzgesetz bekannt machten. Als Reinheitsgebot wird seit dem 20. Jahrhundert die Vorgabe bezeichnet, dass Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten soll. Angeblich wollte Europa das kippen und eine öffentliche Debatte inszeniert. Wir lösten das Problem durch einfache Deklarationspflicht! Amerikanische oder anderswo gebraute Biere können auch andere Zusatzstoffe enthalten, das muss aber für die KonsumentInnen klar erkennbar sein und auf jeder Flasche gut sichtbar stehen..
Das Bayrische Reinheitsgebot wurde so zum Werbeschlager. In vielen anderen Ländern stieg damit das Interesse am deutschen Gerstensaft und gleichzeitig stiegen die Umsätze für unser gutes reines Bier ...
Die Frauenbewegung in den 70er und 80er Jahren hat sich intensiv mit der Hexenverfolgung beschäftigt. Wir deckten Machtstrukturen auf und versuchten sie zu durchbrechen. Eine echte Aufarbeitung steht bis heute aus. Sowohl kirchliche, als auch weltliche Institutionen verdrängen bis heute eine Anerkennung der Opfer und eine Entschuldigung. Vereinzelte Ansätze beruhen meistens auf dem Engagement von Einzelpersonen. Es wird höchste Zeit, genau hinzuschauen, wie sich handfeste wirtschaftliche Interessen, gemischt mit diffusem Aberglauben, Neid und Missgunst gegen die Opfer von Hexenverfolgung in rund zwei Jahrhunderten in Europa auswirkten. Was waren die ideologischen, religiösen und gesellschaftlichen Motivationen für die Inquisition und was wirkt davon bis heute nach?
Ein starkes Team innerhalb unserer Fraktion bildete ANNA KARAMANOU, MEP aus Griechenland von der PASOK als Vorsitzende im Frauenausschuss, BRIGITTE BATAILLE, die Belgierin als politische Beraterin und ich als Koordinatorin im Frauenausschuss des EP. Unser europäischer Einfluss war stark! Über die Jahre hatte ich konstant Kontakte aufbauen und vertiefen können. Eng arbeitete ich mit der Europäischen Frauenlobby EWL zusammen. Der Dachverband der Europäischen Frauenorganisationen Repräsentiert mehr als 2000 Organisationen. Ich kümmerte mich um Haushaltsmittel Für die Gleichstellungsprogramme, die EWL und Gender Budgeting, das heißt Verankerung des Gleichstellungsprinzips im gesmten EU Haushalt.
Zur Zeit als Anna Vorsitzende in Frauenausschuss war, arbeiteten wir mit der Arbeits- und Sozialkommissarin Anna Diamantopoulou aus Griechenland eng zusammen. Sie hatte ein geschärftes Frauenbewußtsein und war für unsere konstruktiven Vorschläge beim Gendermainstreaming der Strukturfonds sehr offen. Europa war und ist Vorreiterin für Frauenrechte!
Gleichzeitig war der Einfluss von uns Europäerinnen auf die SIW stark, denn wir trafen uns regelmäßig und hatten viel mehr Recourcen als die Frauen aus anderen Erdteilen.
Wir Fraktionsfrauen unternahmen eine Reihe politisch hochbrisanter Delegationsreisen, zum Beispiel im Jahr 2002 nach Afghanistan ... darüber folgt ein Extrabericht ...
Mit der Italienerin PIA LOCATELLI, MEP arbeitete ich eng im Bereich der Frauenrechte zusammen. Drei Jahre war Pia die SIW Präsidentin in der Zeit, als wir die Statuten der Sozialistischen Internationale weiblicher gestalteten. Es gelang uns, aus jedem Kontinent
eine Frau ins Präsidium der SI zu entsenden. So wurde wir Frauen auch dort endlich in den
Resolutionen, Aktivitäten und Kampagnen der SI sehr viel präsenter. Fünf Jahre vertrat Pia ihre Heimat um Bergamo im Europäischen Parlament. Die enge Kooperation mit den
Mitgliedsparteien und ihren Frauenorganisationen ließ uns sehr erfolgreich agieren.
ELKE FERNER, MdB war KARIN JUNKER, MEP als Bundesvorsitzende der ASF gefolgt. Gemeinsam hatten SIW und ASF das 100 Jährige Jubiläum des ersten internationalen, sozialistischen Kongresses in Stuttgart 1907 vorbereitet und durchgeführt. Darüber und mehr gibt es Extrartikel " Die ersten 100 Jahre SIW" und "100Jahre SIW Jubiläum" ...
Lange Zeit arbeiteten Elke Ferner und ich im Bundesvorstand der Sozialdemokratischen Frauen für Gleichstellung von Frauen und Männern und an einer Weiblicheren Zukunft.Es gelang gemeinsam unter anderem die sexuelle Selbstbestimmung der Frauen, besseren Zugang zum Beruf und Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gesetzlich zu verankern. Das Bewusstsein und die "Geschlechtersensibilität", also alles was im Englischen unter dem Oberbegriff "Gender" firmiert, sind Allgemeingut geworden. Bildungschancen von Mädchen haben sich drastisch verbessert und Gewalt gegen Frauen sind öffentliche Themen geworden. Bei der Gleichen Bezahlung für Gleiche und gleichwertige Arbeit klafft aber weiterhin eine Lücke von über 20% in Deutschland. Damit ist unser reiches Land im letzten Drittel im Vergleich mit der EU! Eine tatsächliche Gleichstellung zwischen den Geschlechtern steht noch aus - eher sind wieder dabei, Rückschläge zu verzeichnen.
In den 90er Jahren traf ich ZITA GURMAI aus Budapest, Ungarn und wurde zu ihrer Mentorin in Europa. Über ihre Partei der MSZP war sie zur Vizepräsidentin für die SIW nominiert, und auf dem Kongress in Paris gewählt worden. Zita holte mich zu verschiedenen Veranstaltungen in Ihre Heimat und machte mich mit den Problemen Ungarns an der Grenze zu der Ukraine und Rumänien vertraut. Von 2002-2004 war sie Abgeordnete im ungarischen Parlament, 2004 bis 2014 dann MEP.
Schon vor der EU- Osterweiterung reisten wir mit dem Ausschuss für die Rechte der Frauen und Gleichstellung nach Budapest und die Beitrittskandidaten Länder. Meistens gelang es
bei den Beitrittsverhandlungen auf die entsprechenden Problem der Frauen Einfluss zu nehmen. Mit den Kolleginnen Dr. Maria Berger und Christa Prets erarbeitete
ich eine Broschüre "Europa der Frauen und EU-Osterweiterung", die die Herausforderungen und
Lösungsansätze der Sozialdemokratischen Fraktion erläuterte. Dazu mehr im Kapitel FRAUEN.
Die SPE Fraktion schickte Delegationen in unsere Partnerländer, die bereits diverse Kooperationsabkommen mit der EU geschlossen hatten. Der damalige Fraktionsvorsitzende Martin Schulz hatte die Gleichstellung und gendersensible Sprache bereits so verinnerlicht, dass er bei einem Bericht vortrug: "....die politische Lage in den Kandidatinnen- und Kandidatenländern .... " kurzes Stutzen durch die Simultanübersetzung dann Gelächter in der Fraktion!
Er mußte selbst lachen, aber ich muss sagen: gut gelernt, Herr Fraktionsvorsitzender Martin Schulz!!
Kaum ein Mitglied des EP hat wohl eine europäischere Biographie vorzuweisen als BARBARA
DÜHRKOP DÜHRKOP, MEP aus Spanien und Abgeordnete bis 2009 der PSOE. Sie ist Hannover geboren, ihre Mutter war Deutsche, der Vater Engländer, aufgewachsen ist sie in Schweden, die Großeltern waren
Holländer. 1971 ging Bárbara Dührkop als Dozentin nach Hamburg und an die Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. 1978 arbeitete sie als Sprachlehrerin an
der Deutschen Schule in San Sebastian, wo sie 1995 den Vorsitz
übernahm.
Ihr Mann Enrique Casas, der seit 1980 Abgeordneter der PSOE im baskischen Parlament und Spitzenkandidat der PSOE für die bevorstehende Neuwahl war, wurde am 23. Februar 1984 von der ETA ermordet, im Haus der Familie, praktisch vor den Augen der drei Kinder.
Barbara Dürkop gab dem Terror nicht nach!
Sie ging in die Offensive und bot den Terroristen trotz des bitteren Verlustes die Stirn und kandidierte für die PSOE für die Europawahl. Das klare Signal gegen Nationalismus wurde von den Spanierinnen und Spaniern honoriert und Barbara Dührkop wurde mehrmals wiedergewählt. Im EP war sie hochgeschätzt, als stellvertretende SPE Fraktionsvorsitzende und unermüdliche Kämpferin für Frauen und Menschenrechte. Das Sprachgenie Barbara wurde zur guten Freundin, schließlich beherrschte sie auch fränkisch aus ihrer Dozentinnenzeit an der Uni Erlangen - neben deutsch, spanisch, englisch, schwedisch holländisch und etwas italienisch und portugiesisch!
Oft arbeiteten wir zusammen in der Konferenz der KoordinatoInnen, das heißt der SPE FraktionssprecherInnen . Barbara Dührkop war Berichterstatterin für den Haushalt der EU für 1999 als wir gemeinsam eine europaweite "Kampagne gegen Gewalt an Frauen" in den Haushalt "eintüftelten". Das Geld war zwar knapp ... aber wo ein Wille ist, findet sich ein Weg!
Darüber berichte ich im Kapitel FRAUEN.
CHRISTA PRETS, MEP aus Pötsching in Österreich, kam 1999 ins EP und wurde
Koordinatorin im Kulturausschuss. Sie war 1991 die erste direkt gewählte Bürgermeisterin im Burgenland. 1994 wurde sie Landesrätin und war für Kultur, Wissenschaft, Frauen, Soziales und Sport
zuständig. Viele gemeinsame Initiativen haben wir ergriffen und umgesetzt, darüber werde ich berichten. Aus der gemeinsamen Arbeit wurde enge Freundschaft und Christa unsere
Trauzeugin. Wenn FRAUEN und KULTUR sich gefunden haben - was fehlt? Richtig der Haushalt!!! JUTTA HAUG, MEP war unsere SPE - Koordinatorin im
Haushaltsausschuss. Die Aufgaben waren strategisch besetzt...
REGINE HILDEBRANDT, Sozial- und Arbeitsministerin war eine schillernde Bereicherung für die SPD nach der Wiedervereinigung.
Während des politischen Umbruchs in der DDR 1989 engagierte sie sich in der Bürgerbewegung "Demokratie Jetzt" und trat am 12. Oktober 1989
der Sozialdemokratischen Partei der
DDR bei und wurde noch 1990 Ministerin für Arbeit und Soziales, erst in der DDR Regierung, dann in der brandenburgischen Landesregierung. Regines Temperament war wie
ein politischer Tsumami. Viel zu früh erlag sie einem Brustkrebsleiden, wenige Tage nach dem SPD-Bundesparteitag in Nürnberg 2001. Wir beschlossen, jährlich der
„Regine-Hildebrandt-Preis“ der SPD zu vergeben, mit welchem Personen oder gesellschaftliche Gruppen ausgezeichnet werden, die im Sinne Regine Hildebrandts für Ostdeutschland und seine
Menschen wirken – für die innere Einheit Deutschlands, gegen Rechtsextremismus und Gewalt und für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit.
FRAUEN IN REGIERUNGSÄMTERN
Im Lauf der Jahre habe ich sehr viele Frauen als Regierungschefinnen und Ministerinnen getroffen. Jede hatte bemerkenswerte politische und persönliche Erfahrungen gemacht. Einige wenige möchte ich herausgreifen und Geschichten erzählen, die mich besonders ermutigten. JOHANNA DOHNAL (1939-2010) aus Österreich gehört dazu.
Johanna Dietz wuchs als uneheliches Kind in Wien bei ihrer Großmutter auf, da ihre Mutter an Tuberkulose litt. Ihre Kindheit war geprägt vom Überlebenskampf der Großmutter, dem Chaos des Krieges, der nationalsozialistischen Herrschaft und restaurativen Wende in Österreich nach 1945. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule begann sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Eine höhere Schulbildung blieb ihr aus finanziellen Gründen versagt. Sie trat in die SPÖ ein und wurde 1971 zur Bundesvorsitzenden gewählt. 1978 initierte Dohnal das erste Frauenhaus in Wien. Sie setzte zahlreiche gesetzliche Verbesserungen vor allem für die berufstätigen Frauen durch. Außerdem engagierte sie sich in der Friedens-, der Bildungs- und der Entwicklungspolitik. Von 1987 bis 1995 war Johanna stellvertretende Vorsitzende der österreichischen Sozialdemokratie. Aus der Staatssekretärin wurde ab 1990 bis 1995 eine Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und damit die erste österreichische Frauenministerin. Mich prägte ihre klare feministische Positionierung. Ihrem Handeln stand immer der Nutzen für die Frauen und die Auswirkungen der Politiken auf das Leben der Einzelnen im Vordergrund. Im Bild feierte Johanna Dohnal mit uns das 20-Jährige Jubiläum der ASF.
In der 4. Wahlperiode des EP, 1994, hatte die britische Labour Party ein Erdrutschsieg errungen. Von den 87 Sitzen für das Vereinigte Königreich hatten unsere
FraktionskollegInnen 63 (!) für sich entschieden. Das britische Mehrheitswahlrecht machte es möglich. Wer dort einen Wahlkreis gewinnt, ist gewählt! Innerhalb der Fraktion war
Labour plötzlich die stärkste Gruppe und es war klar: ihnen steht der Fraktionsvorsitz zu. Sie schlugen PAULINE GREEN , MEP vor, die mit großer Mehrheit gewählt wurde.
Schon vor ihrer Amtszeit setzten wir Fraktionsfrauen mit der Koordinatorin Mareijke van Hemeldonck die erste Quotenregelung für den Fraktionsvorstand durch. Bis dato waren dort wenige
Frauen, weil die Vorsitzenden der nationalen Delegationen automatisch dem Vorstand angehörten und diese (rein zufällig!) meistens Männer waren. Es kostete ein hartes Stück Arbeit eine
40% Quote für Frauen im Statut zu verankern - aber es gelang und wir wählten einen fast "Gender"- ausgeglichenen SPE Fraktionsvorstand. Als 1995 die Erweiterung um Schweden,
Finnland und Österreich vollzogen war, wählten in allen drei Delegationen Frauen in den SPE Fraktionsvorstand und plötzlich hatten wir knapp über 60% Frauen Im
Führungsgremium der Europäischen Sozialisten ...
das hatte es bis dahin noch nicht gegeben ... und ich befürchte, das wird auch nicht so schnell wieder passieren.
Unzählige Sitzungen verbrachten wir Sozialdemokratinnen, wie hier Karin Junker, MEP und ich, in der neuen Parteizentrale nach dem Umzug 1996 von Bonn nach Berlin. Das gesamtdeutsche SPD-Parteileben wird hier in der gesamten Breite der Sozialdemokratie organisiert.
Hier ist der Think-tank der Sozialdemokratie. Alle Bereiche des Frauenlebens berieten wir Sozialdemokratinnen im WBH und in thematischen Konferenzen tauschten wir unsere Ideen mit relevanten gesellschaftlichen Gruppen aus.
Im WBH trifft sich monatlich der ASF Bundesvorstand, dem ich zwölf Jahre angehörte. Über die Inhalte schreibe ich bei der Rubrik FRAUEN ausführlicher. Es treffen sich in unregelmäßigen Abständen die SprecherInnen aus den verschiedenen Parlamenten, um eine in sich stimmige sozialdemokratische Linie abzusprechen. Die 16 Landtagsfraktionen, Bundestagsfraktion und Europafraktion und je nach Thema auch die Vertretungen der Kommunalpolitik sprechen so im Idealfall mit einer Stimme ... Im Idealfall ....
Die Organisation einer Partei, wie der SPD, mit einer knappen halben Million Mitglieder erfordert natürlich auch Bürokratie - zusätzlich engagiert sich sich ein Heer von Ehrenamtlichen in der Parteiarbeit - alle Fäden laufen im WBH zusammen.
Auch die Pressearbeit und Wahlberichterstattung erfolgen unter den strengen, aber wohlwollenden Blicken der Willy Brandt Skulptur. Ausstellungen werden der Öffentlichkeit präsentiert. Eine Gastronomie ist hier angesiedelt, ebenso ein internationaler Buchladen, in dem ich so manches Prunkstück erwarb.
Und tolle Feste werden hier natürlich auch gefeiert ...
In die tieferen Zusammenhänge der Entwicklungszusammenarbeit führten mich diese drei Genossinnen ein. MAREIJKE VAN HEMELDONCK, MEP belgische Sozialistin war
die Koordinatoren für den Frauenausschuss. Ich folgte ihr auf dieser Aufgabe nach, als sie das EP verließ. BARBARA SIMONS, MEP aus Hannover koordinierte die sozialistische
Fraktion in der AKP-EU Paritätischen Versammlung. Mit ihnen und Barbara Schmidtbauer und Karin
Junker, die später Vizepräsident und Koordinatoren für die SPE bei der AKP-EU wurde, unternahmen wir viele gemeinsame Reisen in die Länder der Entwicklungszusammenarbeit.
Wen wundert es, dass wir die Situation der Frauen in den Vordergrund stellten!
Unser Motto:
Helfe einem Mann - du hilfst einer Person,
Helfe einer Frau und du hilfst der nächsten Generation ..
In Straßburg bildeten wir drei Abgeordnete eine WG. KARIN JUNKER, MEP aus Düsseldorf, langjährige ASF - Bundesvorsitzende, BARBARA SCHMIDBAUER,
MEP aus Darmstadt, Koordinatoren in Petitionsausschuss und Fachfrau für die Rechte behinderter Menschen, und ich Koordinatoren für Rechte der Frauen und Gleichstellung. Wir
hatten viel Spaß zusammen und organisierten um uns ein wenig "Normalität". Wir frühstückten oft zusammen und wenn es sich einrichten ließ, kochten wir auch mal gemeinsam. Zuweilen führte das zu
Stirnrunzeln bei den Sicherheitsdiensten am Flughafen. Sie wunderten sich dann warum frau im Handgepäck gekochte Kartoffeln mitführt?! Ist doch klar, wenn man abends Bratkartoffeln machen will!!
Oder Karin brachte rheinischen Sauerbraten mit, und jede steuerte etwas von zuhause bei, denn meistens hatten wir keine Zeit zum Einkaufen unterwegs. Später zogen wir auch im Zentrum Brüssels in
ein Haus, wo wir dann zu 4 MEP drei Wohnungen belegten...
Politisch konnten wir viel Frauenpower organisieren - Karin war die ASF Bundesvorsitzende und Barbara und ich Mitglieder im ASF Bundesvorstand aus Hessen und Bayern. In der SPE gründeten wir die SPE Frauen Organisation, die heute eine nicht mehr wegzudenkende Säule der Europäischen Sozialdemokratischen Partei ist.
Die Frauen waren in der Politik des 19. Jahrhunderts unsichtbar und illegal.
Wir Frauen selbst änderten das, oft gegen Widerstände aus den eigenen Reihen.
Beim SIW Jubiläum 2007 ehrten wir Gertrude Mongella, die erste Präsidentin des Panafrikanischen Parlamentes für ihr Lebenswerk. Die Laudatio hielt die deutsche Ministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul.
In der Nähe von Haifa im Kibbuz Kfar Ha Maccabi verbrachte ich 1973 mit einer Jugendgruppe einige sehr erkenntnisreiche Wochen. In einem Freiwilligendienst Programm konnte ich den
Arbeitsalltag im Kibbuz studieren und gleichzeitig mit vielen Israelis reden. Lange schon hatte ich mich mit der europäischen Judenverfolgung auseinandergesetzt und die Schicksale der Menschen im
Holocaust verfolgt. In direkter Berührung mit Leuten, die ihre KZ-Nr. im Arm tätöviert haben, ist das eine andere Erfahrung als reines Buchwissen. Obwohl mich als junge Deutsche keine
persönliche Schuld traf, lastete unsere neuere Geschichte schwer auf mir. Die Israelis begegneten uns weitgehend offen und freundlich. Ich fand es normal und verständlich, dass einige wenige
weder englisch noch deutsch mit uns kommunizieren wollten - es waren aber seltene Ausnahmen.
Am 21. August 2001 reiste ich mit meiner Kollegin Karin Jöns MEP aus Bremen nach New York und Washington, um Fachgespräche zu führen, und die amerikanischen Standards der Brustkrebsbekämpfung zu studieren. Es war eine aufschlussreiche und für unsere Arbeit im Frauenausschuss des EP sehr inspirierende Reise.
Die Weltmetropole NYC pulsierte wie gewohnt 24 Stunden rund um die Uhr. Vom Hudson River grüßten wir die Freiheitsstatue und von Manhattan überstrahlten die Türme des World Trade Centers zu uns herüber.
Zwei Wochen darauf fielen die Twin Towers und Tausende von unschuldigen Menschen den brutalen Terroranschlägen des 11. September zum Opfer. Fassungslos verfolgten wir und mit uns die Welt die unglaublichen Bildern der in sich einstürzenden Wolkenkratzer.
NICHTS SCHEINT SO WIE VORHER ZU SEIN !
Ich frage mich: gibt es eine Zeit vor und eine Zeit nach dem 11. September 2001 ?
Die sozialdemokratischen Frauen ASF in Neustadt hatten erstmals 1977 zum Ende der Schulferien eine Kinder-zimmer-aufräum-aktion gestartet. Die Kinder sollten ihre Schätze dann auf dem Trempelmarkt verkaufen und selbst entscheiden, wovon sie sich schon trennen wollten. Spielend sollten sie lernen, dass ein anderes Kind Freude an ihren Sachen hat, und das Taschengeld mehr wird ...
Die Stadt Neustadt/Aisch unterstützt den ASF Kindertrempelmarkt bis heute mit der Bereitstellung der Verkaufstische, die frühmorgens von Bauhofmitarbeitern aufgestellt werden. Ab 7 Uhr rücken dann die ersten Trempler an. Übereifrige Eltern mussten schon mal ausgebremst werden, wenn sie den Kindern das Zepter aus der Hand nehmen wollen, darauf hatten wir ein Auge. Der Spass für Kinder hat absoluten Vorrang vor dem Ehrgeiz der Eltern.
Meine erste offizielle Reise als junge 35-jährige Abgeordnete führte mich am 1. September 1989 nach Gdansk Danzig auf die Westerplatte . Genau 50 Jahre nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen, der den Ausbruch des 2. Weltkrieges markierte. Das EP hatte eine Delegation von fünf jungen Abgeordneten zu den Feierlichkeiten entsandt. Meine SPE Fraktion hatte Nora Saiidi, PS aus Frankreich, mit algerischen Wurzeln, Allan Donally , Labour Party aus Großbritannien, und Lissy Gröner, SPD aus Deutschland, ausgewählt. Vor mir stand ein schwerer Gang zur Westerplatte als junge Deutsche - Europäerin.
NIE WIEDER KRIEG - FREIHEIT IN FRIEDEN
1989 - war die Zeit des Aufbruchs! In ganz Osteuropa regte sich Widerstand gegen das Diktat der Sowjetunion. Die friedlichen Demonstrationen in der DDR in der Nikolai Kirche zogen von Woche zu Woche mehr Menschen auf die Straßen. In Polen brauste der Protest in den Werften und unter den Arbeitern in der Solidarnoc-Bewegung auf.
Unter den Augen der Welt wurde deshalb die Gedenkveranstaltung auch zur Freiheitsmanifestation der ArbeiterInnen. Polen erwartete ein Zeichen der Entschuldigung von Deutschland.
100 Jahre an der Spitze für Gleiche Rechte
Präsidium der Sozialistischen
Fraueninternationale
Ein Jahrhundert nach dem Gründungskongress der SIW in Stuttgart
Wir trauern um Barbara Prammer R.I.P.
Verstorben am 2.8.2014 Vizepräsidentin der SIW
Zu meinen schönsten Terminen gehörten die
Europafeste. Viele kreative Ideen sind im Zusammenwirken mit den Kulturvereinen umgesetzt worden. Geographisch ging das oft über die EU Länder weit hinaus.
Kinderspiele, internationale kulinarische Spezialitäten, Quizzspiele , Musik- und Tanzangebote boten die Veranstaltungen. Als Schirmfrau habe ich viele Feste unterstützt und wie hier in Altdorf, beim SPD Europafest, mit den Menschen gefeiert. Ihnen hat es meistens auch sehr gut gefallen, Informationen aus erster Hand zu hören.
Der Reichtum unserer kulturellen Vielfalt in Europa ist zuhause, in geselliger Umgebung, wunderbar zu transportieren.
In das neue Europäische Parlament in Straßburg zogen wir Abgeordnete erst 1999 ein. Um den Sitz des EP gibt es Unstimmigkeiten, solange es das gemeinsame Parlament gibt. Seit seiner Gründung 1952 tagte das Parlament im Gebäude des Europarates. Symbolisch wuchs das EP mit seinen Kompetenzen bei der EU-Rechtsetzung und entsprechend wurden auch die Immobilien in der Elsaß-Metropole mehrmals deutlich erweitert. Ebenso wuchs das Europaviertel in Brüssel ständig. Dagegen hatte sich Luxemburg, der 3. Sitz des EP, selbst aus dem Rennen katapultiert. Der Bischof hatte Sorge, dass zuviel fremde Einflüsse mit Europa kämen. Man entschied sich, die Parlamentsverwaltung hauptsächlich im Großherzogtum anzusiedeln - offenbar waren Beamte weniger bedrohlich.
EUROPA - GEMEINSAM SIND WIR STÄRKER
Begonnen hatten 6 Länder die gemeinsame Zukunft für Europa zu gestalten. Die sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) waren Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Diese Staaten werden oft als „Gründerstaaten“ bezeichnet. Die von ihnen am 25. März 1957 unterzeichneten Römischen Verträge traten am 1. Januar 1958 in Kraft. Bei der so genannten Norderweiterung 1973 traten Dänemark, die Republik Irland und das Vereinigte Königreich der EG bei. 1981 kam Griechenland in die Europäische Gemeinschaft. Seine Aufnahme war heftig diskutiert worden, da erst kurz die Militärdiktatur abgeschafft worden war. 1986 folgten Portugal und Spanien als 11. und 12. Mitglied. Auch sie kamen aus Diktaturen in die Europäische Familie und es war im Nachhinein ein Segen für die Demokratie in Europa, dass diese drei Länder umgehend politisch stabilisiert wurden. Eine teilweise befürchtete Einwanderungs-Welle blieb aus. Große wirtschaftliche Probleme hingegen blieben. Die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Finanzkrise zeugen noch heute davon. Obwohl das Problem sehr komplex ist, darf nicht vergessen werden, dass beispielsweise zum Zeitpunkt des Beitritts rund die Hälfte der Bevölkerung Portugals Analphabeten waren!
Unmittelbar nach dem Mauerfall wurde die SPE Fraktion zu einer ausserordentlichen Sitzung nach Berlin einberufen.Wir wollten Fakten schaffen, die die Entscheidungen der DDR Regierung zur Öffnung des eisernen Vorhangs irreversibel machten. Von dem damaligen Generalsekretär der UdSSR Michail Gorbatschow kamen Zeichen, dass Russland nicht in den Demokratisierungsprozess der DDR eingreifen werde, sicher war das aber nicht.
Unsere SPE Fraktion im EP wollte mit einer schnellen Präsenz in der noch geteilten Stadt ein Zeichen setzen: kein Weg führt zurück in den Kalten Krieg!
Unklar war zunächst auch, wie die Westalliierten auf die neue Situation im östlichen Europa reagieren würden.
Seit meiner Jugend praktiziere ich Yoga und übte über Jahre hinweg täglich die Fünf Tibeter. Das sind fünf einfache Übungen, die bei täglicher Ausübung Körper und Geist im Gleichgewicht
halten. Fernöstliche Philosophie, diverse parapsychologische Phänomene und alle Arten von Grenzerfahrungen menschlicher Natur interessierten mich brennend. Drogen fand ich langweilig.
Ein bis zweimal jährlich zog ich mich einige Tage zu Retreats zurück. Das Yoga Landhaus von Freunden wurde zum Ruhepol und half mir, den Stress zu minimieren. Neudeutsch heißt das jetzt
work-life-balance. Dieser Thangka zeigt die Weiße Tara, Göttin der Liebe. Diese traditionelle, tibetische Arbeit brachte ich mir, mit Segnung des Dalai Lama, aus seinem Exilort
Daramsala mit ... darüber mehr bei Indien ...
Die Einführung der neuen Europäischen Währung EURO wollte ich gerne im Hohen Norden erleben. Den Jahreswechsel 2001/2002 verbrachte ich mit FreundInnen in Lappland. Dabei lernte ich eine Menge über das Leben der Samen. Die Bevölkerungsminderheit von etwa 9000 Leuten lebt von der Rentierzucht und dem Tourismus. Arg zu leiden hatten sie unter der Atom Katastrophe von Tschernobyl. Zehntausende von Rentieren mußten gekeult werden, nachdem die radioaktive Wolke über ihr Land gezogen war. Trotz Hilfe haben sie sich bis heute davon kaum erholt.
Uschi Pausch-Gruber, MdL ermutigte uns junge Frauen in der SPD, Verantwortung zu übernehmen. Wer beklagt, dass zuwenig Frauen in Mandaten sind, muß bereit sein zu kandidieren.
Unsere fränkische Abgeordnete im EP, Lilo Seibel-Emmerling, berichtete intern,
dass sie nicht wieder kandidieren werde. Sie empfahl: schaut euch rechtzeitig nach einer Nachfolgerin um!
Spontan sprachen mich mehrere Genossinnen an : Lissy, das machst DU !
Ich zuckte - ist das nicht eine Nummer zu groß für mich? Verkraftet das die Familie mit einer Tochter von 12 Jahren und einem Sohn von 9 Jahren? Mein Mann ermutigte mich : das ist eine einmalige
Chance - auch für unseren SPD Kreisverband - Versuche es ...
Im Anschluss der parlamentarische Versammlung AKP - EU in Gabun hatte ich mit den Kolleginnen Karin Junker und Karin Jöns in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftung (FES) einen Fieldtrip durch Mali geplant.
Wir informierten uns über Entwicklungsprojekte der Infrastruktur, Bildung, dezentrale politische Organisation und Friedenssicherung der Unruhegebiete im Norden. Frauenprojekte des Marie Schlei Vereins gegen Genitalverstümmelung, die weit verbreitet praktiziert wurde, AIDS und Familienplanung setzten wir ins Zentrum unseres Interesses.
Diese Hintergrundreise wurde eine wichtige Basis für eine spätere Friedensmission des EP um die rebellischen Stämme der Tuareg zu befrieden.
Für mich war es zudem eine Reise ins schwarze Herz Afrikas mit wunderbaren Menschen und faszinierender Kultur.
Zum Bild: Unter dem Palaverplatz in den Dogen Dörfern trifft man sich bei Streitigkeiten. Die Parteien dürfen erst gehen, wenn der Streit beigelegt ist.
Was ich nie für möglich gehalten hätte, passierte! In Gerhard Gröner fand ich einen Partner und Mitstreiter im 800-Seelensdorf Langenfeld. Wir heirateten 1974 und zogen in die Kreisstadt Neustadt an der Aisch. Tochter Myriam wurde 1977 geboren und Sohn Nicolai 1980. Jetzt gab es noch zwei wichtige Gründe mehr, für eine gerechtere Welt einzutreten.
Die BR Fernsehproduktion "Jetzt red I" mit dem Redakteur Schönhuber half mir, eine große Öffentlichkeit anzusprechen und darüber zu informieren, wie die bayrische Praxis aussieht. Der Verhinderung von Selbstbestimmungsrecht der Frauen und Schwangerschaftsabbruch wurde alle Energie gewidmet, für die Hilfe für Frauen und ihrer Kinder aber nicht. Der "Abtreibungstourismus" nach Holland , Österreich, Tschechien - oder sei es nur über die Landesgrenze nach Hessen florierte. Der "Stern" zitierte mich und über einen persönlichen Fall gelang es, auch den WDR einzubeziehen. Schlussendlich gab es 1976 nach langen Kämpfen der Frauenbewegung eine Koalition der Frauen im Deutschen Bundestag, die den alten § 218 abschaffte und die Fristenregelung einführte. Die Abtreibung ist jetzt bis zum dritten Schwangerschaftsmonat rechtswidrig, aber straffrei, wenn vor dem Eingriff eine Beratung stattgefunden hat und eine 3-tägige Bedenkzeit eingehalten wurde.
Beruflich hatte ich seit 1970 die Beamtenlaufbahn eingeschlagen, in Nürnberg arbeitete ich im Fernmeldedienst. Ehrlich gesagt lastete mich das nicht aus. Zeitweise geriet ich beinahe in ein
Alkoholproblem. Es galt als chic tagsüber das eine oder andere Glas Alkohol zu trinken. Den Absprung schaffte ich rechtzeitig. Ich hatte ja auch eine Idee vom Leben ...
Reisen in alle Himmelsrichtungen
Mit Gerhard unternahm ich manche Reise. Die erste führte zu meinen Großeltern. Offiziere der RAF (Royal Air Force) wohnten bei ihnen im Haus. Als Kind war ich oft in den Ferien im Rheinland und
lernte spielend erste englische Konversation.
Ich erinnere mich gerne daran, als eines Nachts ein lauter Knall nach dem anderen aus dem Bad von Geoffrey, dem schottischen Hubschrauberpiloten, drang. Aufgeschreckt " Oh my God -what is that
???" konnte er schnell Entwarnung geben. Der "Luftangriff" entpuppte sich als der reis missglückte Versuch selbst Bier zu brauen. Die Flaschengärung hatte zuviel Druck entwickelt und war mit
lautem Knall hochgegangen. Geoffrey hatte wohl die Temperaturen und den Gärprozess falsch eingeschätzt.
Auch mit der Mentalität der Holländer war ich durch häufige Einkäufe und Ferien an der See schon als Kind vertraut. Damals war ich leidenschaftliche Sammlerin diverser Punktesysteme, die bei den
Niederländern viel verbreiteter waren als bei uns. Meine Tante, die ein Taxiunternehnen mit ihrem Mann betrieb, fuhr mehrfach wöchentlich zum Tanken über die Grenze, weil Diesel dort fast die
Hälfte kostete. Kaffee, Käse Milch, viele Lebensmittel und Gebrauchsartikel waren deutlich billiger in den NL. Seltener führte unser Weg nach Belgien. Aber auch dort, lernte ich frühzeitig, legt
man mehr Wert als in Deutschland auf Genuss und Lebensart und die Lebensmittel wurden in viel größerer Vielfalt und Frische angeboten als bei uns.
Aus dem beschaulichen fränkischen Neustadt an der Aisch brachte mich mein Lebensweg mitten hinein in zeitgeschichtliche Brennpunkte. Es ist ein Privileg am Aufbau der Demokratie in Europa
mitzuwirken. Dankbar bin ich vielen Menschen, die unterschiedlich ihren Beitrag leisteten. Allen werde ich nicht gerecht werden, freue mich jedoch sehr auf Feedback.
Der Sinn für Gerechtigkeit und die Nachwirkungen des Weltkrieges waren die Triebfeder für meinen Einstieg in die Politik als Jugendliche. Klar war mir unzweifelhaft: nur in der SPD mit ihrer klaren, antifaschistischen und frauenkämpferischen Tradition ist mein Platz.