Eine tiefe Zuneigung zwischen mir und der Hauptstadt Brüssel hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Brüssel wurde Arbeitsort und Lebensort. Die Stadt und das Land atmen "Leben und Lebenlassen".
Trotz dicht gedrängter Arbeitstage im Parlament mit Terminhetze habe ich den Charme Brüssels und seiner internationalen BewohnerInnen lieben gelernt. Ich wohnte in WGs in der Vorstadt, im Zentrum und in Parlamentsnähe - nahe an den Menschen.
Über zwei Jahrzehnte war ich mit Brüssel eng verbunden. Nicht nur Arbeitsort, sondern auch Lebensort mit unzähligen wunderbaren Erlebnissen verbinde ich mit dieser Zeit. Die unbeschreibliche Dichte der politischen Ereignisse im EP vom Fall der Berliner Mauer bis hin zur Erweiterung von 12 Staaten auf 25 Mitgliedsländer und unzählige Begegnungen mit Persönlichkeiten aus aller Welt prägten mein Leben.
Neue Freundschaften wuchsen und die Liebe zu meiner Hauptstadt des Herzens: Brüssel.
Ich wohnte in der Vorstadt Auderghem, im Zentrum nahe dem Manneken Pis und im Europa Viertel in Etterbeek beim Parc du Cinquantenaire.
Der kosmopolitische Puls Brüssels fehlt mir ...
Brüssel ist der ideale Ort für Städtetourismus. Viele Wahrzeichen, wundervolle Baudenkmäler, unzählige Straßencafés, eine hervorragende Küche und äußerst liebenswerte
Menschen findet man in ethnischer Vielfalt.
Augenfällig ist die Mehrsprachigkeit der belgischen Metropole. und stets ist der Konflikt zwischen flämisch und wallonisch präsent. Ich mag Brüssel wegen seiner liebenswerten Anarchie.
RIP
Miriam Makeba
verstarb am 9.November 2008
während eines Konzertes gegen die
Camorra in Italien.
Brüssel bietet mit über 5000 Restaurants und rund 100 Museen eine schier unübersehbare Auswahl an Lebensart. Für jeden Geschmack findet sich etwas : Sterne Restaurant, jede erdenkliche ethnische Küche der Welt. Der Welt beste Frittenbude, das Maison Antoinne, das in keinem Reiseführer über Brüssel fehlt, lag "unglücklicherweise" direkt am Place Jourdan, das hieß auf der Hälfte der Strecke zwischen dem Parlament und meinem Zuhause. Normalerweise sind an den zwei Fritten-Ausgabestellen lange Warteschlangen von je 15 bis 20 Personen. Zuweilen habe ich auf dem Heimeg ein Portion Pommes Frites mit einer der etwa 20 selbstgefertigten Saucen gekauft, nur weil die Warteschlange kurz war! Damit habe mich in eine der umliegenden belgischen Bierkneipen, meistens bei "Barnard" gesetzt, und mein Feierabendbier genossen. Es ist die sympathische belgische "Laissez faire" Lebenskunst. Im Schaufenster der Bistros hängt ein Schild mit dem Hinweis "Partenaire des Maison Antoinne " Alle Gäste können ihre Fritten mitbringen. Die alte Nachbarin mit ihrem lahmen Pudel ebenso wie das bunte Volk der Eurocrowd, PraktikantInnen und Geschäftsleute im feinen Tuch. Es wird ganzjährig draußen serviert, und der Ober kommt bereits mit einer Küchenrolle und räumt ganz selbstverständlich den Restmüll der Frittentüte ab.