WE in Sweden...
Ein sozialdemokratisches Vorzeigeland.
Als 1996 die Nord-Erweiterung der EU mit den zwei skandinavischen Ländern Schweden und Finnland und unseren Nachbarn Österreich vollzogen wurde, gab es in der Union kaum Probleme. Alle drei Länder waren sozial und gesellschaftlich weit entwickelt und in meinen Arbeitsgebieten sogar Vorbilder für die Unionsstandards. Für die Frauen-Gleichstellungs- und Sozialpolitik gab es kräftigen Rückenwind, ebenso für die Jugend- und Kulturpolitik.
Nationalistische Strömungen, die sich gerade auch in Skandinavien abzeichneten, blieben noch im Verborgenen ...
116 111 - KINDER-NOTTELEFON
Königin Silvia von Schweden nutzt ihre Prominenz für benachteiligte Menschen. Schwerpunkt ihrer karitativen Arbeit sind die Rechte der Kinder in der Welt. Das führte uns in Stockholm zusammen. Während der schwedischen EU-Präsidentschaft war zu einer Kinderrechts Konferenz eingeladen worden. Man hatte mich als Präsidentin der fraktionsübergreifenden Intergroup "Rights of the Children" eingeladen, um über die Aktivitäten des EP zu berichten.
Im EP hatte ich eine Initiative ergriffen, um ein Nottelefon für Kinder europaweit und kostenfrei zu installieren. Unterstützt wurde ich von Child Helpline International CHI, sie vertreten weltweit 179 Hotlines für Kinder in 143 Ländern.
Die Story von CHI hatte 25 Jahre zuvor begonnen. Die Sozialarbeiterin Jeroo Billimoria hatte in Indien mit Straßenkindern gearbeitet. Sie gab den Kindern ihre Telefonnummer - das Telefon stand nicht mehr still.
Für mich war es eine inspirierende Begegnung, wie Jeroo mit Enthusiasmus für die Kinder kämpfte und viele andere damit ansteckte.
Mein Anliegen war, dass auch in Europa alle Kinder in einer Stress-Situation Zugang zu einer kostenfreien telefonischen Ersthilfe haben. Zuerst stieß ich an Gummiwände mit der Erklärung, dass Europa hier nicht zuständig sei. Damit gab ich mich nicht zufrieden. Es gab einen Umweg. Mit der Hälfte aller MEPs konnte die EU Kommission zum Handeln beauftragt werden - das war erfolgversprechend! Das Problem war, es galt über 350 Abgeordnete, mit engem Terminkalender, in ein bestimmtes Büro zur persönlichen Stimmabgabe mit Unterschrift zu bringen!
Ich hatte drei Monate Zeit.