Wer international arbeiten möchte, sollte Freude am Reisen haben. Die Verkehrsmittel von KosmopolitInnen sind vielfältig und oft Flugzeuge. Im Lauf meiner 20-jährigen MEP Zeit bin ich gewiss mehrfach um den Globus geflogen - zuweilen in abenteuerlichen Maschinen.
Das Ziel dabei fest in den Augen behalten:
Gerechtigkeit und Solidarität
Meine privilegierte Stellung als Europäerin aus einem wohlhabenden Land muss ich nutzen, um die Lebensbedingungen für die weniger Begünstigten zu verbessern.
Mehr als 20 Länder Afrikas bereiste ich ...
1996 wurde ich von dem XVI. Kongress der Fraueninternationale in New York in das Präsidium gewählt. Die Vertretung der Region Europa fiel damit in meine Zuständigkeit. Das war insofern eine kluge Entscheidung, weil die SPD in der Sozialistischen Internationale, die größte Frauenorganisation, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ASF, repräsentiert. Zusätzlich konnte ich als gleichstellungspolitische Sprecherin der SPE Fraktion im Europäischen Parlament viel besser netzwerken und unsere Gleichstellungsforderung noch besser transportieren. Die Kampagnen, die wir in Europa anstießen, zu Beispiel "Stoppt Gewalt an Frauen" - "Stop violence against women" wurden im globalen Kontext übertragen und auf spezifische Länderprobleme zugeschnitten. Das schreibt sich schnell, aber dahinter verbargen sich oft sehr langwierige Verfahren. Die SIW hat kaum finanzielle Recourcen und es galt allerhand Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Lest selbst ...
Die Internationale Konferenz der Familienverbände führte mich im Oktober 1990 nach Moskau. Das erste Jahr als Europaabgeordnete lag hinter mir und als Arbeitsgebiete hatte ich Frauen- und Gleichstellungspolitik beackert. Für Kinder- beziehungsweise Jugendpolitik war die EU bis dato kaum aktiv geworden, vor allem, weil die Mitgliedsstaaten die gesamte Sozialpolitik gerne in nationaler Zuständigkeit behalten wollten.
Ich fragte mich wie denn gleiche Lebensbedingungen in der gesamten EU hergestellt werden sollen, wie es im EU Vertrag verbindlich geregelt ist? Mindeststandards müssen definiert und in den EU Richtlinien, das heißt gesetzlich in allen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden! Es gab Handlungsbedarf für das Soziale Europa: stürzte mich in die Arbeit!
Die Sozialistinnen suchten nach Antworten in einer Welt in der Krise. Das Ende der Armut sollte beschworen werden, Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper und Kampf gegenüber der Gewalt an Frauen rückten in den Mittelpunkt der Arbeit.
Anita Gradin aus Schweden wird zur SIW - Präsidentin (1986-92) gewählt und Maria Jonas von der SPÖ aus Österreich zur Generalsekretärin.
Die politische Beteiligung von Frauen stagnierte oder ging gar zurück. In den Mitgliedsparteien war die Entwicklung sehr unterschiedlich. Die männerzentrierte Organisation der Sozialdemokratie musste durchbrochen werden. In Lima 1986 wurde erstmals eine Quote als Instrument beschlossen. Ziel war volle Teilhabe an allen Entscheidungsprozessen, die Quoten reichten von bescheidenen 15% bis zu 50%. Der Bundesparteitag der SPD hatte 1988 eine Geschlechterquote von 40% für Männer und Frauen für alle Ämter und Mandate beschlossen.
"Wenn einer von uns stirbt, ziehe ich nach Paris ..."
dieses Zitat wird Sigmund Freud nachgesagt. Atemberaubend und jederzeit voll von pulsierendem Leben ist die Hauptstadt der "Grand Nation".
Der Eiffelturm, Triumphbogen, die Oper, der Louvre, die Museen, die Seine, Kathedralen .... und und und
Schier unerschöpflich sind die Möglichkeiten eine gute Zeit in Paris zu verbringen. Von Brüssel aus war es nur ein Katzensprung mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys vom Gare du Midi bis Paris Gare du Nord! In 80 Minuten habe ich oft bei einem gemütlichen Frühstück diesen "Arbeitsweg" für einen Konferenztermin wahrgenommen und konnte am Abend oder nächsten Tag zurück im Parlament sein.
Ein stimmungsvolles Dinner auf einem Seine-Schiff führte uns auf Einladung der französischen Gleichstellungsministerin in internationaler Runde zusammen. Wir repräsentieren 8 Nationen! Wir Frauen müssen viel stärker in dieses so oft "männlich" besetzte Terrain vorstoßen - uns nicht vor der Macht scheuen! Wollen wir nicht die Welt zum Besseren hin wenden?
Die Frauen waren in der Politik des 19. Jahrhunderts unsichtbar und illegal.
Wir Frauen selbst änderten das, oft gegen Widerstände aus den eigenen Reihen.
Beim SIW Jubiläum 2007 ehrten wir Gertrude Mongella, die erste Präsidentin des Panafrikanischen Parlamentes für ihr Lebenswerk. Die Laudatio hielt die deutsche Ministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul.
100 Jahre an der Spitze für Gleiche Rechte
Präsidium der Sozialistischen
Fraueninternationale
Ein Jahrhundert nach dem Gründungskongress der SIW in Stuttgart
Wir trauern um Barbara Prammer R.I.P.
Verstorben am 2.8.2014 Vizepräsidentin der SIW
Literaturhinweis:
The First Hundred Years - Die ersten hundert JahrEine kurze Geschichte der Sozialistischen Fraueninternationale Dr. Irmtraut
Karlsson vorwärts buch ISBN 978-3-86602-807-4
PREISVERLEIHUNG IN BERLIN AN LISSY GRÖNER
Die bayrische SPD-Europaabgeordnete Lissy Gröner (52) wird mit dem Zivilcouragepreis 2007 des Berliner Christopher-Street-Day (CSD) ausgezeichnet. Seit 2001 wird der Preis an Personen vergeben, die sich gegen Diskriminierungen und für die Belange von Minderheiten engagieren.
"Waches Auge"
Gröner, die seit Kurzem auch Vizesprecherin der Homo-Intergroup im EU-Parlament ist, hat sich über die Jahre immer wieder für eine Verbesserung der rechtlichen Situation für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Deutschland sowie für eine Stärkung der Rolle schwuLesBischer PolitikerInnen stark gemacht. "Lesbische Politikerinnen und schwule Politiker haben es bei uns nicht nötig, sich zu verstecken oder zu verbiegen", so Gröner. Sie selbst hat 2005 ihre Lebensgefährtin in Brüssel geheiratet.
In der Begründung der Jury heißt es: "Mit ihrer Frau Sabine Gilleßen hatte und hat sie (Gröner, Anm.) stets ein waches Auge und engagiert sich gegen die Vielzahl von kleinsten und kleinen Diskriminierungen der sexuell Anderen. Gröner [...] macht sich bei all den homophoben PolitikerInnen und Persönlichkeiten unbeliebt, die, wie die polnische Politikerelite des Lech Kaczynski, aller Welt weismachen wollen, dass Homosexuelle unbedingt diskriminiert gehören. Diese Politikerin redet nicht nur, sondern handelt auch: An allen europäischen Leitlinien zur Entdiskriminierung von Lesben und Schwulen war sie beteiligt - und viele hat sie selbst initiiert, auch das in Deutschland lange umstrittene Antidiskriminierungsgesetz."
PreisträgerInnen 2007
Weitere Ausgezeichnete neben Gröner sind heuer der süfafrikanische Richter und Aids-Aktivist Edwin Cameron, der Bundesarbeitskreis Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und das deutsche MitarbeiterInnen-Netzwerk "Ford Globe" (Gay Lesbian Or Bisexual Employes) des gleichnamigen Autoherstellers. (red)
In das neue Europäische Parlament in Straßburg zogen wir Abgeordnete erst 1999 ein. Um den Sitz des EP gibt es Unstimmigkeiten, solange es das gemeinsame Parlament gibt. Seit seiner Gründung 1952 tagte das Parlament im Gebäude des Europarates. Symbolisch wuchs das EP mit seinen Kompetenzen bei der EU-Rechtsetzung und entsprechend wurden auch die Immobilien in der Elsaß-Metropole mehrmals deutlich erweitert. Ebenso wuchs das Europaviertel in Brüssel ständig. Dagegen hatte sich Luxemburg, der 3. Sitz des EP, selbst aus dem Rennen katapultiert. Der Bischof hatte Sorge, dass zuviel fremde Einflüsse mit Europa kämen. Man entschied sich, die Parlamentsverwaltung hauptsächlich im Großherzogtum anzusiedeln - offenbar waren Beamte weniger bedrohlich.
EUROPA - GEMEINSAM SIND WIR STÄRKER
Begonnen hatten 6 Länder die gemeinsame Zukunft für Europa zu gestalten. Die sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) waren Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Diese Staaten werden oft als „Gründerstaaten“ bezeichnet. Die von ihnen am 25. März 1957 unterzeichneten Römischen Verträge traten am 1. Januar 1958 in Kraft. Bei der so genannten Norderweiterung 1973 traten Dänemark, die Republik Irland und das Vereinigte Königreich der EG bei. 1981 kam Griechenland in die Europäische Gemeinschaft. Seine Aufnahme war heftig diskutiert worden, da erst kurz die Militärdiktatur abgeschafft worden war. 1986 folgten Portugal und Spanien als 11. und 12. Mitglied. Auch sie kamen aus Diktaturen in die Europäische Familie und es war im Nachhinein ein Segen für die Demokratie in Europa, dass diese drei Länder umgehend politisch stabilisiert wurden. Eine teilweise befürchtete Einwanderungs-Welle blieb aus. Große wirtschaftliche Probleme hingegen blieben. Die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Finanzkrise zeugen noch heute davon. Obwohl das Problem sehr komplex ist, darf nicht vergessen werden, dass beispielsweise zum Zeitpunkt des Beitritts rund die Hälfte der Bevölkerung Portugals Analphabeten waren!